5. Ist die gbs Dresden im Grunde nicht genauso missionarisch wie die Religionen?
Selbstverständlich haben auch wir das Ziel, Menschen zu erreichen. Wir möchten sie davon überzeugen, dass es vernünftig ist, die Werte von Humanismus und Aufklärung in der Gesellschaft zu stärken. Allerdings gehen wir im Unterschied etwa zum Papst nicht davon aus, im Besitz der „allein selig machenden Wahrheit“ zu sein. Vielmehr stellen wir uns konsequent dem „Prinzip der kritischen Prüfung“. Dieses verlangt, fehlerhafte Überzeugungen aufzugeben, sobald bessere Argumente vorliegen. Das bekannte Kinderbuch „Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel“ bspw. wurde konzipiert als „Gegengift“ zur real stattfindenden religiösen Indoktrination (beispielsweise in katholischen Kindergärten) und sollte etwas weltanschauliche Pluralität in die Kinderzimmer bringen. In zahlreichen Interviews machten die Autoren Dr. Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke dabei unmissverständlich klar, dass sie das Buch sofort vom Markt nehmen würden, sofern dies auch mit den Kinderbibeln geschehen würde, in denen Schauermärchen wie die Geschichte von der Sintflut in allen schrecklichen Details ausgemalt werden. Zu diesem Schritt konnte sich die religiöse Fraktion allerdings nicht durchringen. Und so ist das kleine Ferkel weiterhin unterwegs, um Kindern auf humorvolle Weise die Angst vor göttlicher Bestrafung zu nehmen.