Den Seinen gibt’s der Herr vom Staat

Der erste Tag des Jahres 2010, an dem man den Sommer spüren konnte und an dem der Biergarten sicher ein stärkerer Anziehungspunkt als der Plenarsaal des Rathauses war – und unser Verein lud zum ersten Vortrag ein.

Am Freitag, dem 4. Juni 2010, um 20.00 Uhr war es also soweit, die Gesellschaft zur Förderung von Aufklärung, Humanismus und Religions-Freiheit (GeFAHR) e.V. hat ihren ersten Schritt in die Öffentlichkeit getan. Eingeladen hatten wir ins Dresdner Rathaus zum Vortrag „Den Seinen gibt’s der Herr vom Staat“. Der Referent Dr. Carsten Frerk zählt zu den führenden Experten zum Thema Finanzen der deutschen Kirchen, Caritas, Diakonie und anderer Hilfsorganisationen.

Trotz des erwähnten ersten warmen Sonnentages seit langem, hatten sich über 40 Leute im Plenarsaal eingefunden und zeigten uns, dass selbst im eher lethargischen Dresden Interesse an dem Thema besteht.

Nach einer kurzen Begrüßung durch unseren Verein begann Carsten Frerk von einer sehr umtriebigen Firma zu erzählen, schnell war allen klar „Es gibt einen Konzern, der von der Wiege bis zur Bahre Ihr Bestes will: Ihr Geld. Dieser Konzern heißt Kirche“ sagte Carsten Frerk zu Beginn der Veranstaltung. Im Jahr 2000 zahlten Bund, Länder und Kommunen 9,1 Milliarden Euro an die deutschen Großkirchen in Form von Dotationen, Zuschüssen, für Seelsorge, Mission und Veranstaltungen. Ferner verzichtete der Staat auf Einnahmen in Höhe von 7,5 Milliarden Euro, weil Kirchensteuern, Schulgeld und Spenden als Sonderausgaben absetzbar sind, die verfasste Kirche von der Körperschaftssteuer befreit ist usw. In der Summe gaben Bund, Länder und Kommunen im Jahr 16,58 Milliarden Euro (16.583.510.000 Euro) für kirchliche Zwecke aus.

Nachzulesen sind diese Zahlen in Frerks Buch „Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland“ (Alibri Verlag, 2002), für dessen Erstellung er über zwei Jahre benötigte, um alles Zahlenwerk zur Verfügung gestellt zu bekommen. „Ich hätte im Vorfeld nie gedacht, dass sich dies so schwierig gestalten würde“, sagte Frerk am vergangenen Freitag. „In einem Bistum gibt es im Schnitt fünf Personen, die über alle Finanzen Bescheid wissen. Diese Informationen teilt man jedoch nicht gern.“

Sparpotenzial in den öffentlichen Haushalten sehen auch die Mitglieder von GeFAHR e.V. z.B. wenn man bedenkt, dass der Einzug der Kirchensteuern durch die Finanzämter seit Jahren zum Pauschalpreis von 664,3 Mio. Euro vorgenommen wird, obwohl dies bei weitem nicht mehr kostendeckend ist. In Dresden findet 2011 der Kirchentag statt, dessen Zielgruppe ausschließlich Konfessionelle sind, doch die Allgemeinheit zahlt über 7,5 Millionen Euro dafür.

Nachtrag

Die Bundesrepublik muss sparen, keine Frage. Ein paar nette Vorschläge findet man hier.

Auch der Spiegel hat sich nun des Themas angenommen. Sparen wird doch an den von uns allen mitfinanzierten Gehältern der Kirchenobrigkeiten. Was wollen auch alleinstehende Männer, die kostenlos wohnen und für die zu dem auch noch gekocht wird, mit so viel Geld? Lesen Sie weiter im Artikel des Spiegels: Staat zahlt 442 Millionen Euro für Kirchengehälter.

Staatskirchen- und andere Verträge

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