13. Februar

weiße RoseAm 13. Februar 2013 jährt sich die Bombardierung Dresdens zum 68. Mal. Der vom Deutschen Reich begonnene Zweite Weltkrieg hatte dazu geführt, dass alliierte Bomberstaffeln ab Herbst 1944 strategisch wichtige deutsche Städte angriffen, um die Kriegsmoral der Deutschen Bevölkerung endgültig zu brechen. Vom 13. bis 15. Februar 1945 war Dresden das Ziel mehrerer Wellen von Bombardements. Durch Detonationen, einstürzende Gebäude und Brände starben in Dresden in jenen Tagen weit über 20.000 Menschen.

Dieses Fanal deutete auf das Ende jenes Krieges hin, der sechs Jahre lang nicht nur Europa in Hass, Gewalt und Elend stieß, sondern weltweit Spuren der Zerstörung hinterließ. Zudem verdeutlichte es, mit welch destruktiver Kraft und in welchem Maßstab es nun möglich war, dass Menschen einander auslöschen konnten. Der Preis für den Frieden nach 1945 ist u.a. wegen jener Bomben, die auf Dresden fielen, unschätzbar.

Der 13. Februar 1945 gilt heute international als ein Datum, an dem besonders der fast 30 Millionen zivilen Opfer des Zweiten Weltkrieges auf allen Seiten gedacht wird. Er lässt bewusst werden, wie kostbar der europäische Frieden ist und wie notwendig internationale Verständigung und Versöhnung sind, um kriegerische Konflikte in der Zukunft zu vermeiden.

Jedoch versuchen neonazistische Gruppierungen immer wieder, dieses Datum für sich und ihre geschichtsrevisionistische Agenda zu benutzen. Aus vielen Ländern kamen in den vergangenen Jahren jeweils über tausend Rechtsextreme zusammen und zogen – als „Gedenkmarsch“ inszeniert – durch die Stadt Dresden.

Die gbs Dresden – Gesellschaft zur Förderung von Aufklärung, Humanismus und Religions-Freiheit e.V. – ruft humanistisch gesinnte Bürgerinnen und Bürger Dresdens auf, sich am 13. Februar dem Protest gegen rechte Kundgebungen und Demonstrationen anzuschließen.

Ein säkularer Humanismus ist unvereinbar mit jedweder Diskriminierung; unvereinbar mit Menschenverachtung oder gar Menschenhass. Faschistische, neonazistische, rassistische, sozialdarwinistische und nationalistische Einstellungen sind mit einem modernen, aufgeklärten Humanismus nicht vereinbar.

Menschenkette-Plakat

Die gbs Dresden unterstützt daher den Aufruf der Stadt Dresden, auch in diesem Jahr am 13. Februar eine Menschenkette um die Innenstadt zu bilden (http://13februar.dresden.de). Die Menschenkette gilt als Zeichen der gemeinsamen Erinnerung an die Kriegsopfer sowie des friedlichen Protests gegen die Vereinnahmung dieses Tages durch Vertreter menschenverachtender Ideologien. Es ist uns wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger Dresdens auch dieses Jahr am 13. Februar ein bildträchtiges und medienwirksames Signal in die Welt senden, das Solidarität mit allen zivilen Opfern von Krieg und Gewalt bekundet und vor Willkürherrschaft und ideologischem Fanatismus warnt.

Wir befürworten ebenfalls den Aufruf des Bündnisses „Dresden Nazifrei“, dort Gesicht zu zeigen, wo der vermeintliche „Trauermarsch“ der Rechtsextremen tatsächlich stattfindet (www.dresden-nazifrei.com). Die gbs Dresden versteht den Wunsch vieler Dresdnerinnen und Dresdner, auch und gerade am 13. Februar kein Stadtviertel und keinen Straßenzug widerstandslos einem Aufmarsch von rechtsextremen Fanatikern preiszugeben. Ein Fackelmarsch unter neo-nazistischen Symbolen und Parolen ist eine Beleidigung und Verhöhnung der Opfer jener Bombennacht und aller zivilen Opfer des Krieges weltweit – und sollte daher nicht schweigend hingenommen werden. Das Bündnis „Dresden Nazifrei“ erhielt für seinen Einsatz im Vorjahr den Sächsischen Förderpreis für Demokratie.

Die gbs Dresden unterstützt jeden friedlichen Protest im Rahmen dieser beiden Aufrufe. In einer wehrhaften Demokratie sind alle Bürgerinnen und Bürger angehalten, deutlich und öffentlich sichtbar für den Erhalt der Grundwerte ihrer Gesellschaft einzustehen.

Zivilcourage und Widerstand enden allerdings dort, wo gewaltsam gegen Polizeikräfte oder andere Demonstrations-Teilnehmer vorgegangen wird. Wir halten es ausdrücklich für nicht hinnehmbar, dass Menschen aus anderen politisch-extremistischen Milieus mit körperlicher Gewalt oder Brandsätzen Polizistinnen und Polizisten attackieren, wie es leider in den Vorjahren vereinzelt geschah.

Dresden-nazifrei

Wer es als seine ethische Pflicht betrachtet, durch Sitzblockaden den Marsch Rechtsextremer zu behindern, muss gleichermaßen anerkennen, dass es die Berufspflicht von staatlichen Sicherheitskräften ist, genehmigte Demonstrationen zu ermöglichen – auch wenn das heißt, friedliche Blockierende des Platzes zu verweisen.

Wir bitten daher alle couragierten Bürgerinnen und Bürger, über die Form und den Ort ihres Protests selbstverantwortlich zu entscheiden und etwaige rechtliche Konsequenzen ohne gewaltsamen Widerstand zu akzeptieren.

Im Vorjahr nahmen an Gedenkveranstaltungen, Menschenkette und Gegendemonstrationen zum Neonazi-Aufmarsch über 20.000 Menschen teil. Die gbs Dresden hofft, dass auch im Jahr 2013 ein ebenso deutliches Zeichen für Frieden, Toleranz und Versöhnung von Dresden ausgehen kann.

Rassistische und nationalistische Ideologien verlieren jedoch nicht dadurch an Einfluss und Macht, dass couragierte Menschen an einem spezifischen, geschichtsträchtigen Tag im Jahr auf die Straße gehen. Um Prävention gegen rechtsextreme, menschenverachtende Einstellungen zu betreiben, braucht es Zusammenhalt und soziale Sicherheit innerhalb einer Gesellschaft, ein solides Wertefundament, humanistische Bildung und kontinuierliche Aufklärung – und zwar das ganze Jahr!

Wenn in Bildung, Erziehung und Sozialwesen nicht langfristig und nachhaltig investiert wird, wenn Aufklärung und zivilgesellschaftliches Engagement nicht kontinuierlich gefördert werden, wenn der Halt des Sozialstaates für viele junge Menschen nicht spürbar ist und rechtsextreme Gruppierungen die gesellschaftlichen Verlierer für ihre Ideologien begeistern können, geraten singuläre Veranstaltungen zur politischen Farce – selbst so eindrückliche Zeichen der Solidarität und Völkerfreundschaft, wie sie von Dresden alljährlich im Februar ausgehen.

Bildnachweis:
(1) commons, wikimedia
(2+3) Pressematerial LH Dresden bzw. Bündnis „Dresden-nazifrei“

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