Kunstaktion „Das 11. Gebot“ kritisierte die geplante Subventionierung des 100. Katholikentags 2016 in Leipzig, über die am Mittwoch, dem 16.07.2014, in der Leipziger Ratsversammlung abgestimmt werden sollte. Die Abstimmung wurde zwischenzeitlich mit der Begründung, es gäbe noch „Informationsdefizite“, auf die Sitzung nach der Sommerpause veschoben.
Die Aktion
Mit einer knapp drei Meter hohen „steinernen Gesetzestafel“, neben der ein ebenso großer Moses seinen Zeigefinger mahnend in den Himmel reckt, hatte die Kunstaktion „Das 11. Gebot“ in der Leipziger Innenstadt auf die verfassungsrechtlich problematische Subventionierung kirchlicher Großereignisse aufmerksam gemacht. „Die derzeitige Praxis, dem Steuerzahler und damit auch bewusst kirchenfernen Menschen die Mitfinanzierung christlicher Kirchentage zuzumuten, muss beendet werden“, erklärte dazu der „Erfinder“ der Aktion, David Farago. „Dies gilt erst recht, wenn eine Stadt wie Leipzig mit fast 700 Millionen Euro Schulden an allen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Tierheimen, Jugend- und AIDS-Hilfe und historischen Archiven spart“, ergänzte der Koordinator der Leipziger Aktion, Maximilian Steinhaus.
Deshalb wandten sich Mitglieder des Förderkreises der Giordano-Bruno-Stiftung in einem öffentlichen Brief an die Mitglieder der Leipziger Ratsversammlung, um ihnen darzulegen, dass auch ganz konkret für Leipzig die Begründung des Kulturdezernats zur Subventionierung nicht überzeugen kann.
Laut Artikel 3 des Grundgesetzes darf niemand „wegen […] seines Glaubens, seiner religiösen und politischen Anschauung benachteiligt oder bevorzugt werden“. Tatsache ist jedoch, dass Mitglieder der beiden Großkirchen im Verhältnis zu Anders- und Nichtgläubigen besondere Privilegien genießen. So erhalten die beiden christlichen Großkirchen vom Staat jedes Jahr Millionenbeträge für die Durchführung ihrer Kirchentage, während andere Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften keine vergleichbaren Leistungen beziehen.
Dies sei demografisch nicht mehr zu legitimieren, meinte Farago, der die Kunstaktion in Leipzig mit Unterstützung der Giordano-Bruno-Stiftung durchführt: „Immerhin stellen die Konfessionsfreien heute mit 36,6 Prozent den größten Anteil der deutschen Bevölkerung, während nur noch 28,2 % der evangelischen bzw. 29,2 % der katholischen Kirche angehören. In den großen Städten, die jedes Jahr einen erheblichen Anteil der Kosten der Kirchentage übernehmen, ist der Anteil der Konfessionsfreien sogar noch höher. So sind beispielweise in Berlin 69 Prozent der Einwohner konfessionsfrei, in Leipzig sogar über 80 Prozent.“
Wie der Flyer, der zur Kunstaktion in Leipzig verteilt wurde, erläutert, zahlten die Steuerzahler, unabhängig davon, ob sie Kirchenmitglieder sind oder nicht, mehr als ein Drittel von den insgesamt 71,8 Millionen Euro, die von 2001 bis 2014 für die evangelischen und katholischen Kirchentage aufgewandt wurden. Eine solche öffentliche Finanzierung innerkirchlicher Angelegenheiten widerspräche der von der Verfassung geforderten weltanschaulichen Neutralität des Staates und könne nicht länger hingenommen werden, erklärte Farago. Deshalb kündigte er an, dass der mahnende Moses mit der Gesetzestafel auf jedem der kommenden Kirchentage in Erscheinung treten werde, solange die Verantwortlichen glaubten, das 11. Gebot „Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!“ nicht befolgen zu müssen.
In Leipzig war die Plastik des „11. Gebots“, dessen Entdeckung von den Aktiven der Giordano-Bruno-Stiftung augenzwinkernd als „die archäologische Sensation des Jahrhunderts“ gefeiert wird, am 14. und 15. Juli 2014 zu sehen. Weitere Informationen zur Kunstaktion sowie zur Finanzierung der Kirchentage in Deutschland finden sich auf der Aktionswebsite www.11tes-gebot.de.
Im zweiten Teil berichten wir über das Medienecho…
Der dritte Teil ist der Replik auf den diffamierenden Artikel auf diesseits.de gewidmet…